Freitag, 2. Jänner 2009

Willkommen bei den Sch'tis

Diesen wunderbaren kleinen Film kann ich nur empfehlen. Was Warmherziges, Fröhliches für kalte Wintertage:
Burgenland, Mühlviertel, Ostfriesland, Süditalien, Wales ... in jedem Land gibt es mindestens ein Eck, über das der Rest der Bevölkerung genüsslich böse Witze macht - in Frankreich ist das die Region Pas-De-Calais, hoch oben im Norden an der belgischen Grenze.

Diese Gegend kennt Philippe Abrams (Kad Merad) nur aus besagten Witzen. Er ist Postbeamter in der sonnigen Provence. Nicht zuletzt wegen der ständigen Quengeleien seiner Ehefrau Julie (Zoé Felix) würde er sich gerne noch weiter in den Süden versetzen lassen - doch mit dem missglückten Versuch, die zuständige Behörde auszutricksen, erreicht er das genaue Gegenteil: Eine Strafversetzung nach Pas-De-Calais. Dort, wo die "Sch'tis" zuhause sind.

Die Sch'tis (auf Französisch "Ch'tis") bekamen ihren Spitznamen wegen ihres seltsamen Dialekts und genießen den Ruf als bessere Wilde. Seiner Frau und seinem Sohn kann Philippe das Leben im ach so finsteren und bitterkalten Norden wirklich nicht zumuten, also packt er Daunenjacke und Vorurteile zusammen und macht sich traurig allein auf den Weg.

Doch siehe da, das Nest, in das Philippe versetzt wird, entpuppt sich schnell als zauberhaftes Dörfchen voller entzückend charmanter Bewohner - und als er es endlich schafft, ihren Dialekt zu verstehen, merkt er, dass sie keineswegs nur Blödsinn reden. Die Dorfgemeinschaft nimmt den Neuankömmling mit viel Herzenswärme auf, besonders sein Kollege Antoine Bailleul (Dany Boon) wird ihm schnell zum echten Freund. Die Arbeit ist auch überschaubar, Philippe fühlt sich wunderbar wohl. Nur Julie glaubt weiterhin fest an die Schauergeschichten vom schlimmen Norden und bereitet ihrem armen Ehemann jedes Wochenende, das er zuhause bei ihr verbringt, den Himmel auf Erden. Worauf sich der natürlich tunlichst davor hütet, ihr zu erzählen, wie fein es ihm in Wirklichkeit an seinem neuen Arbeitsplatz geht.

Tja, bis Julie sich eines Tages in den Kopf setzt, Philippe da oben in Pas-De-Calais beizustehen. Nun wird die Luft dünn: Denn entweder er gesteht der strengen Julie, dass er sie seit Wochen belogen hat ... oder er beichtet seinen neuen Freunden, dass er sie zuhause als einen Haufen Halbdeppen beschreibt. Schweren Herzens entscheidet Philippe sich für Möglichkeit zwei - und die Sch'tis lassen ihn auch jetzt nicht im Stich. Als die hochnäsige Julie ankommt, dient ein längst verlassenes Glasscherbenviertel am Dorfrand als unwirtliche Kulisse, und die Bewohner spielen nun dort die superschrulligen Hinterwäldler. Aber das ist gar nicht so einfach, wenn man nicht so recht weiß, wie das eigentlich aussehen soll ...

Text: Kurt Zechner

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