Sonntag, 26. Juli 2009

Wildnis - für Kinder geschlossen

Stefan hat einen sehr interessanten Artikel von Michael Chabon bei Welt Online gefunden über die Beschneidung der Kindheit durch das Fehlen von Freiräumen, von Möglichkeiten, Abenteuer unbeobachtet von Erwachsenen zu erleben:

Zitat:
"Der Hauptgrund für die Beschneidung des Abenteuers, die Schließung der Wildnis jedoch ist die gewachsene Angst, die wir alle vor dem Missbrauch unserer Kinder durch Fremde haben; wir fürchten die Wölfe der Wildnis. Diese Angst ist nicht rational; 1999 etwa lag die Zahl der Missbrauchsfälle durch Fremde nach Angaben des amerikanischen Justizministeriums bei 115. Solche Verbrechen sind zu allen Zeiten etwa gleich häufig geschehen; Kindsein ist heute nicht mehr und nicht weniger gefährlich denn je. Nur ist uns das Grauen heute viel vertrauter. Zeitweilig sieht es so aus, als würden Eltern absichtlich dazu angehalten, um das Leben ihrer Kinder zu fürchten, auch wenn nur ein Zyniker auf die Idee käme, damit ließe sich Geld verdienen.

Die Gefährdung unserer Kinder - dieses Dauerthema des Lebens, der Kunst, der Literatur der vergangenen 20 Jahre - hallt so gewaltig wider, weil wir als Eltern auf den vergifteten Nachlass der modernen Industriegesellschaft schauen, auf die Welt des Streits und der Radioaktivität, der Klimakatastrophe und Überbevölkerung, und uns schuldig dabei fühlen. So wie das nationale Schuldgefühl nach der Auslöschung der Indianer zu einer Art Kult um den Indianer geführt hat, werden uns unsere Kinder zu Kultobjekten, zu kostbar, um sie aufs Spiel zu setzen. Und sie werden Fetische, Objekte einer ungesunden Fixierung. Und ist etwas erst fetischisiert, eilt der Kapitalismus herbei und findet einen Weg, es zu verkaufen."

Homöopathische Notaufnahme