Samstag, 16. Februar 2008

Ein Gedicht ist die Widerspiegelung des Lebens in seiner ewigen Wahrheit.

Also, meine Lieben: dieses Jahr begleitet mich Tag für Tag der Deutschlandfunk Lyrikkalender 2008. Täglich ein Gedicht. Praktischerweise mit Interpretationshilfen und Infos zum Autor auf der Rückseite. Und wenn mir eines besonders gut gefällt, teile ich es mit euch. Das Lyrikjahr im Narrenturm ist somit eröffnet.


Morgengedicht
Franz Hodjak

Was machst du
mit einem Schutzengel, der
morgens, während du gemütlich
Kaffee trinkst und
die Welt ordnest, die du

gestern etwas
durcheinander brachtest, aus
dem Himmel stürzt und auf den Balkon
klatscht und tot liegen
bleibt. Zuerst denkst du,

Gottseidank, er hat mich
nicht erschlagen. Und dann?


"Wer wie der aus Siebenbürgen stammende Franz Hodjak mit „gelassener Verzweiflung“ auf die Welt blickt, der wehrt sich mit Sarkasmus und grimmigem Witz gegen die Absurdität des Daseins. Von solchen bösen Paradoxa wie dem Stoßgebet des Davongekommenen, der von dem herabstürzenden Engel verschont blieb, wimmelt es in Hodjaks Poesie. Seine Lyrik ist wie hier, in diesem um das Jahr 200 entstandenen Zeitschriften-Beitrag zum Thema Religion, immun gegen falsche Utopien und Versprechungen – Illusionslosigkeit ist das zentrale Charakteristikum seiner Dichtung."

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